EIOPA veröffentlicht Risk Dashboard zu Q4/2022
Der Risk-Dashboard der Europäischen Aufsichtsbehörde (EIOPA), veröffentlicht im Mai 2023, fasst die wichtigsten Risiken des Versicherungssektors zusammen und gibt Einblicke in die Q4-Kennzahlen und Solvenz des europäischen Versicherungsmarktes. Die Auswertungen basieren auf den aufsichtsrechtlichen Meldungen von insgesamt 97 Versicherungsgruppen und 2181 Einzelversicherungsunternehmen.
Makro-, und Marktrisiken dominieren nach wie vor
Laut EIOPA bleiben die Risiken im Zusammenhang mit dem makroökonomischen Umfeld im vierten Quartal 2022 für den Versicherungssektor am relevantesten. Im Jahr 2022 gab es deutliche Anstiege bei Inflations-, Zins- und Swapraten. Diese Entwicklungen wirken sich nicht nur auf die Bilanzen aus, sondern können sich auch negativ auf zukünftiges Neugeschäft durch Preissteigerungen und Reallohnverluste auswirken. Marktrisiken sind aufgrund der erhöhten Volatilität an den Anleihen- und Aktienmärkten weiterhin hoch. Die relative Ausrichtung der Versicherer auf Anleihen, Aktien und Immobilien blieb im Jahr 2022 jedoch weitgehend unverändert.
Anstieg von Liquiditäts-, und Finanzierungsrisiken, stabile Solvenzkennzahlen
Laut dem Risk-Dashboard der EIOPA wurden die Liquiditäts- und Finanzierungsrisiken im Vergleich zum dritten Quartal höher bewertet. Dies basiert auf einem gleichzeitigen Rückgang der liquiden Vermögenswerte und der Cashbestände der Versicherer im vierten Quartal, während die Stornoraten gestiegen sind. In der Lebensversicherung lag die Stornorate im vierten Quartal im Median bei 3,8%, was einem Anstieg von 0,4 Prozentpunkten gegenüber dem Vorjahr entspricht und gleichzeitig den höchsten Wert seit der Einführung des Solvency-II-Regelwerks darstellt.
Die Rentabilitäts- und Solvenzrisiken werden von der EIOPA weiterhin als moderat eingestuft. Die Entwicklung der Solvenzquoten (SCR-Quoten), die ein wichtiges Kriterium für die finanzielle Stabilität der Branche sind, variiert je nach Bilanzabteilung. Im Median meldeten Lebensversicherer einen Anstieg ihrer SCR-Quoten gegenüber dem Vorjahr. Diese liegen nun bei 231% im Median (Q3/22: 225%, Q4/21: 220%), während derselbe Indikator für Schaden- und Unfallversicherer im Jahresvergleich relativ stabil bleibt und nun bei 210% liegt (Q3/22: 221%, Q4/21: 205%). Wenn man die SCR-Quote der Lebensversicherer ohne Übergangsmaßnahmen betrachtet, sinkt sie auf 197%, was jedoch einen leichten Anstieg gegenüber dem Vorjahr darstellt.
Anstieg Non-Life Prämien, Rückgang der Life Prämien
Das Prämienwachstum in der Lebensversicherung ist nun im EU-weiten Median bereits das zweite Quartal in Folge negativ und lag im vierten Quartal 2022 bei -2,2% (Q4/21: 6,4%). Bei Nicht-Lebensversicherungen hingegen zeigt sich der umgekehrte Trend mit kontinuierlich steigenden Zahlen seit 2021. Im vierten Quartal 2022 lag das Medianwachstum bei 12%, während es im Vorjahresvergleich bei etwa 3,9% lag.
Die Netto-Combined-Ratio, das Verhältnis von Aufwendungen für Schadensfälle und Kosten zu den abgegrenzten Prämien, hat sich innerhalb der EU leicht verschlechtert, von etwa 96% im vierten Quartal 2021 auf etwa 97% im vierten Quartal 2022.
Fazit
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass der europäische Versicherungssektor trotz der von Krisen geprägten Jahre eine gute Solvabilität und Widerstandsfähigkeit aufweist. Im Vergleich zu Österreich zeigt sich insbesondere bei den Lebensversicherungen ein deutlich stärkeres Wachstum der SCR-Quoten. Diese lagen im Median zum Jahresende 2022 bei 257,3% (VJ: 192,2%) und sind nun gleichauf mit den Nicht-Lebensversicherungen, die bei 254,1% (VJ: 247,0%) liegen.
Während das Marktwachstum der österreichischen Non-Life-Sparten mit 8,5% unter dem vergleichbaren europäischen Wert von 12% liegt, bleiben die österreichischen Lebens- und Krankenversicherungsprämien mit 0,4% nahezu konstant zum Vorjahr.
Eine detaillierte Übersicht zu den Berichten über die Solvabilität und Finanzlage (SFCR) österreichischer Versicherungsunternehmen kann hier eingesehen werden.
Das vollständige Risk-Dashboard der EIOPA enthält die Einschätzung von weiteren Risikokategorien und stellt zahlreiche Grafiken zur Entwicklung von Kennzahlen zur Verfügung.