Fakten, Trends & Strategien 2023 der österreichischen Finanzmarktaufsicht
Vor Kurzem hat die österreichische Finanzmarktaufsicht FMA die „Fakten, Trends und Strategien 2023“ veröffentlicht und erläutert darin die mittelfristige Risikoanalyse und Aufsichtsstrategie 2023-2027 des FMA-Vorstands, ihre Aufsichts- und Prüfungsschwerpunkte für das Jahr 2023 sowie einen Ausblick der FMA 2025 („Fit for Future“). Folgende Aufsichts- und Prüfungsschwerpunkte 2023 wurden identifiziert:
- Resilienz und Stabilität
- Digitaler Wandel (weiterentwickelt vom bisherigen Punkt „Digitalisierung“)
- Neue Geschäftsmodelle
- Kollektiver Verbraucherschutz
- Nachhaltigkeit
- Sauberer Finanzplatz
Resilienz und Stabilität
Um die Stabilität des österreichischen Finanzplatzes zu gewährleisten, will die FMA ihren Beitrag leisten, um sich präventiv zu engagieren und nachteilige Entwicklungen rechtzeitig zu erkennen und entgegenzuwirken.
Einer der spezifischen Schwerpunkte bzw. Projekte dazu ist ein rasches Erkennen von Schwachstellen, umgesetzt durch den laufenden Dialog mit den beaufsichtigten Unternehmen sowie Vulnerabilitätsanalysen und Stresstests. Für Versicherungsunternehmen gibt es ein besonderes Augenmerk auf die praktische Anwendung der internen Modelle und die laufende Aufsicht wird risikospezifisch inhaltlich ausgebaut.
Digitaler Wandel
In Vorbereitung auf DORA (EU-Verordnung über digitale Betriebsstabilität) wird die FMA bei den beaufsichtigten Unternehmen einen Fokus auf sogenannte IKT-Risiken („Informations- und Kommunikationstechnologie“) sowie deren Umgang im Risikomanagement und Governance damit legen. Zusätzlich soll die IKT-Dienstleisterlandschaft genau analysiert und erhoben werden. Vor-Ort-Prüfungen mit Schwerpunkt IKT bzw. IKT-Sicherheit, Auslagerungen und Drittanbieter der beaufsichtigten Unternehmen bilden eine der konkreten Maßnahmen der FMA.
Außerdem soll das „Cyber Maturity Level Assessment“ beaufsichtigter Unternehmen vorangetrieben werden sowie bei Vor-Ort-Prüfung der Fokus auf Cyberrisiken gelegt werden. Speziell für Versicherungsunternehmen werden die „Cyber Security Exercises“ ausgerollt.
Neue Geschäftsmodelle
Drei Gesetzespakete bilden die regulatorische Basis für viele „neue Geschäftsmodelle“, die dadurch im Jahr 2023 im Fokus der Aufsichtsmaßnahmen stehen:
- Regulatory Sandbox und Neukonzessionierungen: Die Regulatory Sandbox ist ein Konzept, das den Test innovativer Geschäftsmodelle im Einklang mit den aufsichtsrechtlichen Anforderungen ermöglicht. Dem ersten Sandboxteilnehmer konnte bereits Anfang 2022 eine Konzession erteilt werden (Details dazu sind in der Presseaussendung der FMA zu finden: https://www.ots.at/presseaussendung/OTS_20230102_OTS0027/regulatory-sandbox-der-fma-legt-positive-bilanz-vor?utm_source=2023-01-02&utm_medium=email&utm_content=html&utm_campaign=mailabodigest)
- Umsetzung IFR/IFD (IFR: Investment Firms Regulation – Verordnung (EU) 2019/2033 sowie IFD: Investment Firms Directive – Richtlinie (EU) 2019/2034) sowie Einführung von „großen“ Wertpapierfirmen.
- Vorbereitung auf europäische Regulierungen zu Kryptowerten.
Kollektiver Verbraucherschutz
Durch die Entwicklungen der letzten Jahre lässt sich insgesamt eine Verjüngung des Kapitalmarktes und damit einhergehend auch ein verändertes Anlageverhalten beobachten. Im heurigen Jahr sollen demnach Projekte und Maßnahmen in diesen Bereichen, wie zum Beispiel Ausbau des risikoorientierten Market-Monitorings oder Engagement auf europäischer Ebene in Bezug auf die faire Darstellung von Chancen und Risiken sowie Rechten und Pflichten bei Finanzprodukten, forciert werden.
Zusätzlich sollen die Auswirkungen der Inflation auf die Versicherungsnehmer genau analysiert und evaluiert werden – hier steht insbesondere die Transparenz bei Prämienerhöhungen im Vordergrund.
Nachhaltigkeit
Aufgrund der Brisanz des Themas (u.a. weltweiter Anstieg an beobachtbaren Naturkatastrophenschäden) werden folgende Aufsichts- und Prüfungsschwerpunkte gesetzt:
- Integration von Nachhaltigkeitsrisiken ins Risikomanagement, in die Strategie und Governance beaufsichtigter Unternehmen.
- Nachhaltigkeit in der Offenlegung und nichtfinanziellen Berichterstattung.
- Greenwashing (bspw. stichprobenartige Detailanalysen von Fondsdokumenten mit Fokus auf Donds, die Nachhaltigkeitskriterien in der Veranlagung berücksichtigen).
Sauberer Finanzplatz
Der digitale Wandel, die weltwirtschaftlichen Verwerfungen, der Inflationsanstieg sowie die eingeleitete Zinswende als auch das geänderte Verbraucherverhalten bringen auch neue und bisher wenig bekannte unseriöse Geschäftspraktiken und Produktgestaltungen mit sich. Für das kommende Jahr wurden dazu folgende Projekte von der FMA festgelegt:
- Monitoring und Analyse von Trends, Geschäftspraktiken und Whistleblowing-Meldungen.
- Etablierung eines nationale Kompetenz- und Info-Hubs für Prävention von Geldwäsche und Terrorismusfinanzierung.
- Mehr Transparenz in Aufsichtskompetenzen der FMA.
Das ganze Dokument mit detaillierten Beschreibungen und Erläuterungen kann direkt auf der Homepage der Finanzmarktaufsicht eingesehen werden: https://www.fma.gv.at/publikationen/fakten-trends-strategien/