Geschäftsjahr 2022 drückt die wichtigsten Kennzahlen der österreichischen Versicherungsunternehmen
Vor einigen Wochen wurde die jährliche Versicherungsstatistik der österreichischen Finanzmarktaufsicht (kurz: FMA) veröffentlicht, in der alle wichtigen Kennziffern aus den Bilanzen und Gewinn- und Verlustrechnungen der in Österreich konzessionierten Versicherungsunternehmen zu finden sind.
In der untenstehenden Grafik werden die drei wichtigsten Kennziffern aus den Gewinn- und Verlustrechnungen der Versicherungsunternehmen im historischen Zeitverlauf der vergangenen zehn Jahre betrachtet:
- Das versicherungstechnische Ergebnis setzt sich im Wesentlichen aus der Differenz der vereinnahmten Prämie mit den Aufwendungen für Versicherungsfälle, der Veränderung von versicherungstechnischen Rückstellungen (bspw. Deckungsrückstellung) sowie den Aufwendungen für den Versicherungsbetrieb zusammen. Damit wird das Ergebnis des Kerngeschäfts der Versicherungen dargestellt. Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass die Position des versicherungstechnischen Ergebnisses auch einen Übertrag der Kapitalerträge aus der nichtversicherungstechnischen Rechnung enthält, was vor allem für die Bilanzabteilungen der Lebens- und Krankenversicherung relevant ist.
- Das Finanzergebnis spiegelt den Saldo der Positionen „Erträge aus Kapitalanlagen und Zinsenerträge“ und „Aufwendungen für Kapitalanlagen und Zinsenaufwendungen“ wider und bildet somit den zweiten wichtigen Teil für das Vorsteuerergebnis.
- Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit entspricht dem Gewinn vor Steuern.
Grafik: CENTURION Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH, Quelle: FMA-Versicherungsstatistik
Versicherungstechnisches Ergebnis
Das versicherungstechnische Ergebnis ist von vielen Parametern abhängig und über die Historie gesehen volatil. Während im vorherigen Jahr 2021 eine deutliche Erholung nach dem ersten Pandemiejahr 2020 zu beobachten war, ist im Jahr 2022 mit 584 Millionen EUR wieder ein ähnliches Niveau wie vor zwei Jahren zu verzeichnen. Damit liegt der Markt knapp über dem Mittelwert der vergangenen 10 Jahre in der Höhe von 570 Millionen EUR.
Grafik: CENTURION Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH, Quelle: FMA-Versicherungsstatistik
Bei genauerer Betrachtung der drei Bilanzabteilungen Schaden- und Unfallversicherung, Krankenversicherung und Lebensversicherung ist ersichtlich, dass der Rückgang einerseits mit knapp 56 Millionen EUR aus der Schaden- und Unfallversicherung getrieben ist, andererseits aber vor allem mit über 92 Millionen EUR aus der Krankenversicherung kommt. Hier sind insbesondere niedrigere Kapitalerträge sowie deutlich höhere Auszahlungen für Versicherungsfälle als im Vorjahr der Grund für den Rückgang.
Finanzergebnis in 2022 wieder stark belastet
Mit einem gesamten Finanzergebnis von 2.205 Millionen EUR liegen die österreichischen Versicherungsunternehmen auf dem zweitschlechtesten Wert der vergangenen zehn Jahre.
Aufgrund der Art des Versicherungsgeschäfts kommt der große Teil (in 2022 über 60%) des Finanzergebnisses aus der Bilanzabteilung Lebensversicherung. Aufgrund der angespannten Situation an den Finanzmärkten, bedingt durch diverse externe Faktoren wie Inflation, Krieg etc., sinkt das Ergebnis der Lebensversicherungen von 1.661 Millionen EUR im Jahr 2021 auf 1.326 Millionen EUR im Jahr 2022.
Auch in der Abteilung Schaden- und Unfallversicherung ist ein sehr starker Rückgang von über 40% zu beobachten. In Summe ist somit nach der raschen Erholung im Jahr 2021 wieder ein deutlicher Rückgang an den Finanzmärkten zu verzeichnen.
Grafik: CENTURION Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH, Quelle: FMA-Versicherungsstatistik
Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit mit über 35% rückläufig
Nachdem im Vorjahr ein deutlicher Anstieg des Vorsteuergewinns und somit eine schnelle Erholung von der Pandemie zu sehen war, sinkt die Kennziffer im heurigen Geschäftsjahr nun stark von 1.945 Millionen EUR auf 1.242 Millionen EUR.
Den größten Beitrag mit über 87% liefert die Bilanzabteilung Schaden- und Unfallversicherung. Hier ist, v.a. aufgrund des stark rückläufigen Finanzergebnisses, eine Reduktion von 1.678 Millionen EUR auf 1.087 Millionen EUR zu beobachten.
Grafik: CENTURION Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH, Quelle: FMA-Versicherungsstatistik
Verrechneten Prämien insgesamt weiterhin steigend
Die verrechneten Prämien in der Gesamtrechnung, d.h. vor Abzug allfälliger Rückversicherungsbeiträge und Veränderung des Prämienübertrags, konnten im heurigen Geschäftsjahr mit 5,3% das stärkste Wachstum der vergangenen zehn Jahre erreichen.
Insbesondere die Bilanzabteilung Schaden- und Unfallversicherung erzielt mit 8,4%, u.a. auch stark inflationsbedingt, eine sehr hohe Wachstumsrate, während die Lebensversicherung insgesamt mit ca. -1,1% sogar rückläufig ist. Die Krankenversicherung konnte ein Wachstum von 4,1% verzeichnen und liegt damit leicht über den Wachstumsraten der vergangenen beiden Jahre.