Naturkatastrophen und Inflation im Jahr 2022 – Teil 1: Ein Überblick der Ereignisse
Das Jahr 2022 war von einer Reihe von Naturkatastrophen geprägt, die weltweit zu Verwüstungen, Zerstörungen und Verlusten geführt haben. In einem Bericht des Swiss Re Institutes mit dem Titel "Natural catastrophes and inflation in 2022: a perfect storm" wurden die Auswirkungen von Naturkatastrophen auf die Inflation untersucht.
Im Jahr 2022 wurden weltweit 125 Mrd. USD für versicherte Schäden im Bereich Naturkatastrophen bezahlt, was das viertgrößte aufgezeichnete Schadenjahr darstellt. Das liegt deutlich über dem 10-Jahres-Durchschnitt (2012-2021) von 81 Mrd. USD sowie dem 5-Jahres-Durchschnitt (2017-2021) von 110 Mrd. USD. Die Grenze von 100 Mrd. USD wurde bisher fünfmal überschritten, dreimal davon in den letzten 6 Jahren (2017, 2021 und 2022).
Quelle: Abbildung 1 des Berichts „Natural catastrophes and inflation in 2022: a perfect storm“ des Swiss Re Institutes
Beobachtbare Ereignisse im Jahr 2022
In jeder Region wurde ein größeres Ereignis beobachtet. Der Hurricane Ian in der Region Florida verursachte mit geschätzten versicherten Schäden von 50-65 Mrd. USD das größte Event des Jahres und das zweitteuerste Naturkatastrophenereignis bisher (nach dem Hurricane Katrina im Jahr 2005).
Die versicherten Schäden aus der Kategorie der Sturmschäden (SCS - severe convective storms) lagen bei 33 Mrd. USD und waren teilweise deutlich höher als die Durchschnitte der vergangenen Jahre. Vor allem Gewitter mit Hagel und Tornados in den USA trugen dazu bei, sowie das bisher größte gemessene jährliche Schadensereignis aufgrund von Hagelereignissen in Frankreich in Höhe von 5 Mrd. USD (Bisher war das Sturmereignis Ela mit einem Schaden von 1 Mrd. USD und einer angenommenen Wiederkehrperiode von 20 bis 50 Jahren die Benchmark!).
Hitzewellen und Dürren führten im Jahr 2022 zu einigen Ernteausfällen und einem gesamten versicherten Schaden (v.a. in Brasilien, Europa, China und Marokko) in der Höhe von 2,44 Mrd. USD.
Quelle: Abbildung 2 des Berichts „Natural catastrophes and inflation in 2022: a perfect storm“ des Swiss Re Institutes
Weitere größere Schäden wurden aufgrund von Flutereignissen in Australien (im Ausmaß von ca. 4,3 Mrd. USD, die bisher größte Naturkatastrophe in Australien) sowie in Südafrika (im Ausmaß von ca. 1,5 Mrd. USD) verzeichnet. Im Februar 2022 wurden zudem diverse Winterstürme im Nordwesten Europas beobachtet, die zu einem geschätzten Schaden von 4,1 Mrd. USD und somit zu einer Verdoppelung im Vergleich zum 10-Jahres-Durchschnitt führten.
Zusammenfassend sind im Jahr 2022 folgende größere Ereignisse aufgezeichnet worden:
Quelle: Tabelle 2 des Berichts „Natural catastrophes and inflation in 2022: a perfect storm“ des Swiss Re Institutes
Langfristige Schadentrends
Im langfristigen Trend sind die beiden schadenträchtigsten Kategorien mit jeweils ca. 30% die versicherten Schäden aufgrund von tropischen Stürmen sowie Sturmschäden (SCS). Obwohl tropische Stürme und Hurricanes seltener vorkommen, führen sie im Falle des Falles zu sehr hohen Schäden. Im Jahr 2022 wurden beispielsweise nur 2 größere Hurricanes beobachtet, was unter dem historischen Durchschnitt von 3,2 liegt. Trotzdem war die Saison 2022 die drittteuerste.
Sturmschäden treten weltweit öfter auf, Schäden daraus sind jedoch verglichen mit Hurricanes deutlich kleiner. Allerdings sind auch hier schon einzelne Ereignisse beobachtet worden, die zu einer größeren Schadenlast geführt haben.
Quelle: Abbildung 3 des Berichts „Natural catastrophes and inflation in 2022: a perfect storm“ des Swiss Re Institutes
Nicht zu unterschätzen sind die Schäden aus Erdbeben und europäischen Winterstürmen. Der Anteil der Schäden aus europäischen Winterstürmen ist zwar in den vergangenen Jahren rückläufig, aber wie 2022 gezeigt hat, kann bereits ein Ereignis zu größeren Schäden führen. Schäden aus Erdbeben haben zwar eine geringe Frequenz, können jedoch im Falle eines Auftretens zu einer immensen Schadenlast führen und sollten demnach nicht unterschätzt werden.
Insgesamt ist seit 1992 ein langfristiger Trend bei den versicherten Schäden aus Naturkatastrophen zu beobachten, der jährlich um 5-7% wächst.
Quelle: Abbildung 6 des Berichts „Natural catastrophes and inflation in 2022: a perfect storm“ des Swiss Re Institutes
Ein weiterer Faktor, der sich in letzter Zeit auf die versicherten Schäden insgesamt erhöhend auswirkt, ist der Inflationsdruck. Dieser hat die Reparaturkosten in die Höhe getrieben, insbesondere bei der alternden Infrastruktur. Angesichts des Ungleichgewichts zwischen Angebot und Nachfrage bei Materialien und Arbeitskräften nach der COVID-19 Pandemie werden die Reparatur- und Wiederaufbaukosten zumindest in den kommenden zwei Jahren zusätzlich belastet.
Zusammenfassend werden zukünftig weiterhin durchschnittlich höhere jährliche versicherte Schäden von 100 Mrd. USD aus Naturkatastrophen zu erwarten sein.
Für weitere Informationen kann der Bericht hier heruntergeladen werden.