Quartalsbericht der FMA zu Q4 2022 des österreichischen Versicherungsmarktes veröffentlicht
Auf den Punkt gebracht:
- Während in der Schaden-, und Unfallversicherung im Berichtsjahr 2022 starkes Prämienwachstum von 8,59% verzeichnet werden kann, ist in der Lebensversicherung ein Rückgang von -0,97% gegenüber dem Vorjahr zu beobachten. In der Krankenversicherung steigt das Prämienvolumen um 3,42%.
- Die stillen Reserven der Kapitalanlagen sind im Vergleich zum Vorjahr auf weniger als die Hälfte zusammengeschrumpft. Die Entwicklung wurde jedoch in Q4 gebremst, gegenüber Q3 bleiben die stillen Reserven annähernd konstant.
- Die SCR-Quoten österreichischer Versicherungsunternehmen steigen im Median das vierte Quartal in Folge weiter an. Über 87% des Marktes erreichen sehr gute SCR-Quoten von über 200% und liegen somit weit über der aufsichtsrechtlichen Solvenzkapitalanforderung.
Stark unterschiedliches Prämienwachstum nach Bilanzabteilung
In der Schaden-, und Unfallversicherung steigt das Prämienvolumen gegenüber dem Vorjahr um 8,59% und liegt somit bei EUR 12,85 Milliarden. In der Krankversicherung kann ebenfalls ein Plus gegenüber dem Vorjahr verzeichnet werden, mit einem Prämienvolumen 2022 von EUR 2,63 Milliarden ergibt sich ein Wachstum von 3,42%. Weniger erfreulich ist die Entwicklung in der Lebensversicherung. Bis zum Ende des Berichtszeitraums ist ein Prämienabrieb von -0,97% auf EUR 5,34 Milliarden zu beobachten. Besonders stark geht der Verkauf von Verträgen mit Einmalprämien zurück, hier sinkt das Prämienvolumen um 14,51% gegenüber dem Vorjahr. Neben dem schwierigen wirtschaftlichen Umfeld trägt auch die Senkung des Höchstzinssatzes auf 0,0% per 1. Juli 2022 dazu bei, dass viele Versicherungsprodukte der Palette an klassischen Lebensversicherungen an Attraktivität verlieren.
Ertragskennzahlen stabilisieren sich in Q4, nach turbulenten Jahr 2022
2022 war kein gutes Börsenjahr. Die Krisen und Kursverluste am Kapitalmarkt sind auch für österreichische Versicherer im Ergebnis deutlich spürbar. Das versicherungstechnische Ergebnis year-to-date sinkt in allen Bilanzabteilungen gegenüber dem Vorjahr. Prozentuell am stärksten betroffen ist hier die Krankenversicherung mit einem Rückgang des versicherungstechnischen Ergebnisses um fast 60%. Auch in der Lebensversicherung ist ein Rückgang von fast 25% zu beobachten, in der Schaden-, und Unfallversicherung um ca. 12%. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) geht gegenüber dem Vorjahr insgesamt um ca. 50% auf EUR 967 Millionen zurück, wobei hier ebenfalls das EGT der Krankenversicherung mit fast 60% am stärksten rückläufig ist. Durch die Marktwertverluste auf der Aktivseite schmolzen auch die stillen Reserven der Kapitalanlagen, vor allem in den ersten beiden Quartalen, regelrecht dahin. In Q4 2022 liegen diese bei EUR 10.785 Millionen, weit unter dem Q4 Wert 2021 von EUR 24.316 Millionen. Nach der Talfahrt der Aktienmärkte in den ersten Quartalen bleiben die stillen Reserven in Q4 gegenüber Q3 jedoch annähernd konstant.
Solvabilität steigt stetig
In der Solvency II-Welt sind die Kursverluste auf den Kapitalmärkten zwar auch ein Thema, werden aber in den Best Estimate-Modellen in vielen Fällen von den angestiegenen Zinsen relativiert. Die risikofreie Zinskurve der Europäischen Aufsichtsbehörde EIOPA liegt in den ersten Jahren über 400 Basispunkte über der des Vorjahres. Dadurch entstehen weit stärkere Diskontierungseffekte auf die zukünftigen Cashflows und die zukünftigen Verbindlichkeiten sinken. Vor allem bei längerer Duration auf der Passivseite sinken die Liabilities dadurch oft stärker als die Assets und die Eigenmittel, die sich als Saldo zwischen Aktiv-, und Passivseite ergeben, steigen. Insgesamt ergibt sich im Durchschnitt und Median ein Anstieg des SCR von Q3 auf Q4, womit der Median der SCR-Quoten nun schon vier Quartale in Folge steigt. Über 87% des Marktes erreichen zu Q4 2022 SCR-Quoten von über 200% und liegen somit weit über der aufsichtsrechtlichen Solvenzkapitalanforderung.
Link zum Bericht: https://www.fma.gv.at/versicherungen/offenlegung/quartalsberichte/