Quartalsergebnisse aus Q3 2022 des österreichischen Versicherungsmarktes veröffentlicht
Das Wichtigste in aller Kürze:
- Während in der Schaden-, und Unfallversicherung in Q3 starkes Prämienwachstum verzeichnet werden kann, verzeichnet die Krankenversicherung moderates Wachstum. In der Lebensversicherung ist hingegen ein Prämienabrieb im Vergleich zu Q3 2021 zu beobachten.
- Gegenüber den ersten drei Quartalen des Vorjahres ist ein drastischer Einbruch des versicherungstechnischen- und Finanzergebnisses von jeweils über 50% eingetreten.
- Die Stillen Reserven der Kapitalanlagen sind im Vergleich zum Vorjahr auf weniger als die Hälfte zusammengeschrumpft.
- Die SCR-Quoten österreichischer Versicherungsunternehmen sind weiterhin hoch. Fast 80% des Marktes erreichen sehr gute SCR-Quoten von über 200%.
Starkes Prämienwachstum und schwache Ertragskennzahlen
Trotz von Krisen geprägten Zeiten kann in der Schaden-, und Unfallversicherung in Q3 9% an Prämienvolumen gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres gewonnen werden. Während die verrechneten Prämien in der Krankenversicherung noch um 3,3% steigen, spürt der Lebensversicherungsmarkt die angespannte wirtschaftliche Lage. Konsumenten greifen momentan seltener zu Lebensversicherungsprodukten, das Prämienvolumen sinkt gegenüber dem Vorjahresquartal um 3,8%.
Innerhalb der Produktpalette der Lebensversicherung wird immer öfters zu fonds- und indexgebundenen Produkten gegriffen. Mit einem moderaten Anstieg gegenüber dem Vorjahr liegt der Prämienanteil aus fonds- und indexgebundenen Lebensversicherung momentan bei 28,4%. Im EU-Vergleich zeigt sich, dass Österreicherinnen und Österreicher hier nach wie vor konservativ in der Veranlagung sind. In einem Vergleich der EIOPA liegt der österreichische Versicherungsmarkt mit diesem Verhältnis auf Platz 26 von 30 (https://www.eiopa.europa.eu/document-library/report/european-insurance-overview-2022_en).
Nach dem Höhenflug der Aktienmärkte 2021 kehrte 2022 Ernüchterung ein. Die Kursverluste an allen großen Aktienmärkten gehen auch am österreichischen Versicherungsmarkt nicht spurlos vorbei und wirken sich deutlich auf die Ertragskennzahlen der ersten drei Quartale aus. Das versicherungstechnische Ergebnis der ersten drei Quartale schrumpft von insgesamt 530 Millionen Euro auf 248 Millionen Euro. Vor allem in der Lebensversicherung ist ein stark negatives Ergebnis zu beobachten, während die Auswirkungen in der Schaden-, und Unfallversicherung aufgrund der oft kurzfristigeren Natur der Verträge weniger drastisch sind. Das Finanzergebnis nimmt im selben Zeitraum ebenfalls um etwas über 50% von 2,3 Milliarden Euro auf 1,1 Milliarden Euro ab. In ähnlichem Verhältnis sinkt das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) und die Stillen Reserven der Kapitalanlagen nach UGB. Die Reservequote Ende Q3 2022 liegt bei 11,51%, in Q3 2021 waren noch mehr als doppelt so viele Stille Reserven vorhanden.
Solvabilität weiterhin hoch
In der Bilanzierung nach Solvency II gestaltet sich das Bild nicht ganz so düster. Den Kursverlusten durch die schwache Entwicklung der Aktienmärkte auf der Aktivseite steht mit der stark angehobenen risikofreien Zinskurve eine Entlastung auf der Passivseite gegenüber. Vor allem in der Lebensversicherung ergeben sich durch die stärkeren Diskontierungseffekte der versicherungstechnischen Rückstellungen entlastende Effekte bei der Berechnung des Best Estimates. Laut dem Quartalsbericht der FMA steigt der Median der SCR-Quoten österreichischer Versicherungsunternehmen, wie auch in den ersten beiden Quartalen des Jahres, insgesamt sogar leicht an.
Link zum Bericht: https://www.fma.gv.at/versicherungen/offenlegung/quartalsberichte/