Swiss Re Institute: Schwere Gewitter machen im ersten Halbjahr 2023 bis zu 70 % aller versicherten Naturkatastrophenschäden aus
In einer aktuellen Pressemitteilung des Swiss Re Institute werden die Treiber von versicherten Schäden aus Naturkatastrophen des ersten Halbjahrs 2023 untersucht.
- Weltweite versicherte Schäden aus Naturkatastrophen belaufen sich im ersten Halbjahr 2023 auf 50 Milliarden US-Dollar (H1 2022: 48), was den zweithöchsten Wert seit 2011 darstellt.
- Gewitter in den USA sind die Hauptursache für weltweite versicherte Schäden aus Naturkatastrophen. Diese liegen deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt und machen im ersten Halbjahr 2023 68% der weltweiten versicherten Naturkatastrophenschäden aus.
- Das Erdbeben im Februar in der Türkei und in Syrien war sowohl hinsichtlich der wirtschaftlichen als auch der versicherten Schäden die teuerste Einzelkatastrophe.
Martin Bertogg, Leiter der Katastrophenrisiken bei Swiss Re fasst die Situation zusammen: „Hauptursache der überdurchschnittlich hohen Versicherungsschäden im ersten Halbjahr 2023 waren schwere Gewitter. Damit wird diese sekundäre Naturgefahr zu einem der wichtigsten globalen Treiber für Versicherungsschäden. Die Schadenshöhe bestätigt zudem den Trend, dass die versicherten Schäden pro Jahr um durchschnittlich 5–7% steigen, bedingt durch die Erwärmung des Klimas, aber mehr noch durch die rasante Zunahme der wirtschaftlichen Werteakkumulation in städtischen Gebieten weltweit. Der Zyklon und die Überschwemmungen in Neuseeland im ersten Quartal 2023 zeigen, welches Risiko für grosse städtische Zentren heute besteht, und schreiben die Muster fort, die 2021 bei dem Hochwasser in Deutschland und 2022 in Australien und Südafrika zu beobachten waren.“
Schwere Gewitter in den USA hauptverantwortlich für weltweit hohe Schäden
Schwere konvektive Stürme - Stürme, die mit Gewittern, Blitz, starkem Regen, Hagel, starken Winden und plötzlichen Temperaturänderungen einhergehen - verursachten weltweit versicherte Verluste von 35 Milliarden US-Dollar (fast 70%) im ersten Halbjahr 2023. Das bedeutet, dass die versicherten Verluste in einem Sechs-Monats-Zeitraum fast doppelt so hoch sind wie der Jahresdurchschnitt der letzten zehn Jahre (18,4 Milliarden US-Dollar). Vor allem in den USA verursachte eine Serie schwerer Gewitterstürme versicherte Verluste von 34 Milliarden US-Dollar im ersten Halbjahr 2023, die höchsten je versicherten Verluste in einem Sechs-Monats-Zeitraum.
In Neuseeland führten schwere Überschwemmungen und ein tropischer Wirbelsturm Anfang 2023 zu den beiden kostspieligsten wetterbedingten versicherten Verlustereignissen in Neuseeland seit 1970, mit geschätzten versicherten Verlusten von insgesamt 2,3 Milliarden US-Dollar.
Erdbeben verursachen nach wie vor einige der schwerwiegendsten humanitären und finanziellen Katastrophen. Am gravierendsten in versicherter Hinsicht war das Erdbeben in der Türkei und Syrien, das enorme Sachschäden verursachte und die Lebensgrundlage von Millionen Menschen in der Region beeinträchtigte. Laut Swiss Re belaufen sich die versicherten Verluste auf 5,3 Milliarden US-Dollar, während die vorläufigen wirtschaftlichen Verluste nach einer Schätzung der Weltbank bei 34 Milliarden US-Dollar liegen.
Schwere Überschwemmungen in Norditalien
In Europa war die Region Emilia-Romagna in Norditalien am schwersten von Naturkatastrophen betroffen. Schwere Überschwemmungen führen zu erwarteten versicherten Verlusten von über 0,6 Milliarden US-Dollar, dem kostspieligsten wetterbedingten Ereignis im Land seit 1970. Geschätzte wirtschaftliche Verluste betrugen 10 Milliarden US-Dollar. In Italien sind 94% der Verluste nicht versichert, wodurch die wichtige Rolle der Versicherung als Mittel zur Schließung der Schutzlücke und zur Stärkung der finanziellen Widerstandsfähigkeit von Haushalten gegenüber Naturkatastrophen offensichtlich wird.
Steigendes Risiko
Die Auswirkungen des Klimawandels sind in immer extremeren Wetterereignissen erkennbar. Jérôme Jean Haegeli, Group Chief Economist von Swiss Re, sagt dazu: " Die Auswirkungen des Klimawandels sind bei bestimmten Naturgefahren wie Hitzewellen, Dürren, Überschwemmungen und Extremniederschlägen bereits zu erkennen. Hinzu kommt, dass die Verplanung von stärker gefährdeten Flächen an Küsten und Flüssen und die Zersiedelung der Natur zu einer Werteakkumulation in risikoreicheren Lagen führt, die kaum umkehrbar ist. Damit Versicherungsprodukte für solche stark gefährdeten Objekte wirtschaftlich bleiben, müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden. Es ist höchste Zeit, verstärkt in die Klimaanpassung zu investieren."
Die gesamte Pressemitteilung ist unter folgendem Link abrufbar:
https://www.swissre.com/press-release/Severe-thunderstorms-account-for-up-to-70-of-all-insured-natural-catastrophe-losses-in-first-half-of-2023-Swiss-Re-Institute-estimates/cea79f3c-6486-41a8-9c6e-09df260efe30