SwissRe Institute: "Versicherungsbranche: Gerührt, aber nicht geschüttelt."
Globale Wirtschaftsentwicklung und Herausforderungen für die Versicherungsbranche: Eine Swiss Re-Analyse
Im vor wenigen Tagen veröffentlichten Bericht „World Insurance: stirred, and not shaken“ des Swiss Re Institute (SRI) werden globale Trends und Kennzahlen der Versicherungsbranche unter die Lupe genommen. Basierend auf Daten von 143 Ländern werden Aspekte wie das Wirtschaftswachstum, die Inflation und die Stabilität des Finanzsystems analysiert und daraus resultierend Prognosen für die Sach- und Lebensversicherung angestellt.
Die wichtigsten Erkenntnisse:
- Das Inflationsrisiko steht weiterhin im Vordergrund. Die Instabilität des Finanzsystems in diesem Jahr hat die Inflationsaussichten noch unsicherer gemacht.
- Die Konjunkturabschwächung könnte das Prämienwachstum belasten. Eine Zinsverhärtung in Kombination mit höheren Anlagerenditen dürfte jedoch in der Schaden- und Unfallversicherung die Erträge stützen.
- Die Angemessenheit der Reserven ist eine Schlüsselfrage. Trotz eines historisch großen Polsters muss die Angemessenheit der Reserven im Fokus stehen.
Profitabler Non-Life Sektor, höhere Nachfrage für Rentengeschäft
Das Swiss Re Institute schätzt, dass das weltweite Versicherungsprämienvolumen (Nichtleben und Leben) im Jahr 2023 real um 1,1 % und im Jahr 2024 um 1,7 % wachsen wird (beide liegen unter dem 10-Jahres-Trend von 2,6 %), nach einem Rückgang von 1,1 % im Jahr 2022. Aufgrund der Wachstumsimpulse soll das Prämienvolumen im Jahr 2023 insgesamt 7,1 Billionen US-Dollar betragen, was ein neuer Höchstwert wäre. Für die Nichtlebensversicherung sieht man in diesem Jahr ein reales Prämienwachstum von 1,4 %, nach einem Plus von 0,5 % im Jahr 2022. Diese Verbesserung wird größtenteils auf die Zinsverschärfung im Privatkundengeschäft und die anhaltende Preisstärke im gewerblichen Versicherungsgeschäft zurückzuführen sein. Die Swiss Re geht davon aus, dass der Kfz-Markt nach drei Jahren des Rückgangs wieder auf Wachstumskurs kommt, auch aufgrund steigender Prämienpreise.
Die Rentabilität des Nichtlebensgeschäfts wird sich voraussichtlich verbessern, da höhere Investitionen und eine (letztendliche) Verlangsamung der Inflation die Schadenhöhe verringern werden. Die Swiss Re geht davon aus, dass die Eigenkapitalrendite (ROE) des Nichtlebenssektors von 3,4 % im Vorjahr auf 7,8 % im Jahr 2023 und auf 9,3 % im Jahr 2024 steigen wird.
Die Angemessenheit der Reserven hat sich als zentraler Gesichtspunkt erwiesen, da eine längere Phase günstiger Entwicklung, aufgrund der aktuellen und jüngsten Schocks der hohen Inflation und COVID-19, nachlässt. Obwohl die Reserven in der Regel über einen großen Puffer verfügen, gibt es viele Unsicherheiten. Beispielsweise verspätete Schadensabwicklung, die in Zeiten, in denen eine hohe wirtschaftliche und soziale Inflation die Schäden in die Höhe treibt, ein größeres Problem darstellen können. Im weiteren Sinne könnte sich die Verlagerung der Inflation von Gütern hin zu Dienstleistungen auf die Haftpflichtrisiken auswirken.
Für die Lebensversicherung geht die Swiss Re davon aus, dass die weltweiten Prämien im Jahr 2023 real um 0,7 % wachsen werden. Dies ist eine Verbesserung gegenüber 2022, als der Markt um 3,1 % schrumpfte, da die hohe Inflation die Ersparnisse der Verbraucher und das nominale Prämienwachstum schmälerte. Die Swiss Re geht davon aus, dass die Prämien im Jahr 2024 um 1,5 % steigen werden und damit über dem 10-Jahres-Trend von 1,3 % liegen. Der Beginn des Zinserhöhungszyklus im letzten Jahr hat die Gewinne des Sektors gesteigert. In diesem Jahr sorgen steigende Löhne und Zinssätze in den entwickelten Märkten für positiven Wachstums- und Rentabilitätsrückenwind. Das höhere Zinsumfeld schafft auch neuen Aufschwung für das Rentengeschäft und Rentenrisikotransfergeschäfte, die von höheren Kreditzinsen und Finanzierungsquoten profitieren.
Der gesamte Bericht ist unter folgendem Link zum Download erhältlich:
https://www.swissre.com/institute/research/sigma-research/sigma-2023-03.html