CENTURION-Studie: Solvency II Kennzahlen österreichischer Versicherungsunternehmen
Key facts:
- Die Solvabilität der Versicherungsunternehmen bleibt per 31.12.2020 trotz der Covid-19-Pandemie stabil.
- Im Marktschnitt besitzen Nicht-Lebensversicherungen mit 252% die höchsten Solvenzquoten, gefolgt von Kompositversicherungen (228%) und Lebensversicherungen (193%).
- Aufgrund aktuellen Rechtsprechungen sind bei einigen Nicht-Lebens- bzw. Kompositversicherungsunternehmen Änderungen in der Prämienrückstellung zu beobachten.
- Entwicklung der Technical Provisions: Gemessen an ihrem unternehmensrechtlichen Vergleichswert (UGB/VAG) weisen die versicherungstechnischen Rückstellungen der Lebensversicherung (ohne fonds- und indexgebundenen Lebensversicherung) sowie Krankenversicherung nach Art der Lebensversicherung einen steigenden Trend auf.
Studie durch CENTURION
In einer umfangreichen Studie durch die CENTURION Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungs GmbH wurde die Entwicklung der Solvenzkennzahlen österreichischer Versicherungsunternehmen untersucht. Seit 2016 sind Versicherungsunternehmen verpflichtet, jährlich einen Bericht über Solvabilität und Finanzlage (SFCR) zu veröffentlichen. Dieser informiert über die Solvenz- und Finanzlage, über Risiken sowie auch über allgemeine Geschäftsentwicklungen der Versicherungsunternehmen. Im Vordergrund der CENTURION-Studie steht die Analyse der historischen Entwicklung seit Beginn der Solvency-II-Berichterstattung 2016. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf jüngste Entwicklungen und mögliche Auswirkungen der Covid-19 Pandemie gelegt.
Weiterhin hohe Solvabilitätsquoten trotz Covid-19
Trotz der weitreichenden Auswirkungen der Covid-19 Pandemie weisen österreichische Versicherungsunternehmen weiterhin eine hohe finanzielle Stabilität auf. Die Mindestanforderung zur Deckung des Risikokapitals von 100% werden im Durchschnitt mit 227% erfüllt. Dadurch setzt sich zwar die Entwicklung sinkender Solvabilitätsquoten der letzten Jahre weiter fort (Durchschnitt 2019: 236%, 2018: 257%), im europäischen Vergleich befinden sich diese Werte jedoch weiterhin im Spitzenfeld.
Auch eine aufgrund der Corona-Krise zu erwartende mögliche Verschiebung der Risiken innerhalb der Standardformel bleibt aus. Das Marktrisiko, eine Zusammenfassung aller Risiken, die sich unmittelbar aus Veränderungen des Marktumfeldes ergeben, ist mit rund 60% Anteil an der Basissolvenzkapitalanforderung (hierbei handelt es sich um eine Aggregation der Kapitalanforderungen von sechs unterschiedlichen Risiken, die im Rahmen von Solvency II berücksichtigt und berechnet werden müssen) weiterhin das erheblichste Risiko. Das versicherungstechnische Risiko Nichtleben bildet die zweitwichtigste Kategorie innerhalb der Standardformel. Bei beiden Risikokategorien kann man in der Historie seit 2016 jedoch annähernd stagnierende Prozentsätze beobachten.
Zusammengefasst kann man in der historischen Entwicklung von einer stabilen Zusammensetzung der Risikomodule und Eigenmittel reden.
Moderate Entwicklungen der versicherungstechnischen Rückstellungen
Punktuell können in den versicherungstechnischen Rückstellungen der Nichtlebensversicherung nach Solvency II Veränderungen zum Vorjahr beobachtet werden. In der Prämienrückstellung, in der für künftige bestehende Verpflichtungen aus Verträgen vorgesorgt werden soll, sind für vereinzelte Versicherungsunternehmen Veränderungen aufgrund einer geänderter Rechtslage zu beobachten. Im Jahr 2020 gab es aufgrund einschlägiger Rechtsprechungen vermehrt „Ausreißer“ nach unten. Dadurch wurde bei einigen VU die Prämienrückstellung negativer als in den Vorjahren, was in weiterer Folge zu einer Reduktion der versicherungstechnischen Rückstellung nach Solvency II führt.
In der Lebensversicherung und Krankenversicherung nach Art der Lebensversicherung weisen die versicherungstechnischen Rückstellungen nach Solvency II gemessen an ihrem UGB Vergleichswert einen steigenden Trend über die letzten Jahre auf.
Vor allem in der klassischen Lebensversicherung ist der ausgewiesene Wert der Rückstellungen nach Solvency II höher als der Wert nach lokaler Rechnungslegung. Vor allem die zusätzlich notwendige Berücksichtigung der zukünftigen Gewinnbeteiligung innerhalb der Solvency II Rückstellung kann als einer der Hauptgründe dafür verzeichnet werden.
Fazit
Die Covid-19 Pandemie hat auch ihre Spuren in der Versicherungsbranche hinterlassen, sei es durch niedrigeres Prämienwachstum, höhere Auszahlungen in bestimmten Versicherungssparten (bspw. Betriebsunterbrechung) oder zusätzlichen organisatorischen Aufwand zur digitalen Transformation.
Eine reine Betrachtung der Solvency-II Kennzahlen zeigt jedoch eine stabilen Entwicklung.